Biodiversity and Plant Systematics Dr. Anja Schmidt

Fortpflanzung und Samenproduktion spielen nicht nur eine Rolle für die Arterhaltung und die Vermehrung, sondern pflanzliche Samen dienen auch als wichtige Energielieferanten für die tierische und menschliche Ernährung. Während in höheren Pflanzen Samen sowohl geschlechtlich als auch ungeschlechtlich (Apomixis) gebildet werden können, kommt Apomixis in landwirtschaftlich genutzten Arten kaum vor.

Apomixis in Kulturpflanzen nutzbar zu machen birgt ein enormes Potential, da Apomixis zur Bildung klonaler Nachkommen führt und somit ertragreiche Hybriden über die nachfolgenden Generationen erhalten werden könnten. Voraussetzung um dieses Ziel zu erreichen ist ein genaues Verständnis der genetischen Grundlagen von Apomixis und ihrer Evolution.

Um die genregulatorischen Programme genauer zu beschreiben, die der Entwicklung der Keimlinie und der Samen unterliegen, kombinieren wir Laser-Mikrodissektion mit RNA-Sequenzierungen für Transkriptomanalysen reproduktiver Gewebe in definierten Entwicklungsstadien. Für die Untersuchungen nutzen wir Arabidopsis thaliana, sowie sexuelle und apomiktische Akzessionen des nahe verwandten Genus Boechera. Dadurch ist es uns vor kurzem gelungen, neue Kandidatengene für Apomixis vorzuschlagen. Darüber hinaus haben wir die Evidenz bestätigt, dass RNA Helikasen für die Entwicklung der Keimlinien in Pflanzen essentiell sind, was ihrer Bedeutung in den tierischen Keimlinien entspricht. Diese Ähnlichkeiten scheinen durch konvergente Evolution entstanden zu sein. Entsprechend ihrer wichtigen Funktionen in grundlegenden zellulären Mechanismen und Entwicklungsprozessen, sind die codierenden Regionen vieler RNA Helikasen auch in Apomikten konserviert und unter positiver Selektion. Für die meisten Gene der Familie sind die genauen Funktionen für die Reproduktion der Pflanzen bislang jedoch unbekannt. Nichtsdestoweniger ist es uns gelungen, mehrere neue RNA Helikasen zu identifizieren, die in diesem Prozess essentiell sind. Insbesondere mutante Allele von RH17 führen in Arabidopsis nicht nur zu Embryo-lethalen Defekten, sondern auch zu Änderungen des Entwicklungsprograms, die mehreren Elementen von Apomixis entsprechen. Der aktuelle Fokus unserer Arbeit ist im Wesentlichen darauf gerichtet, die molekularen Mechanismen und regulatorischen Prozesse zu untersuchen, an denen RH17 und weitere Mitglieder der Familie beteiligt sind, um Aspekte der Genaktivität und Genomintegrität zu kontrollieren.

Aktuelle Adresse

Universität Hohenheim
Institut für Biologie

anja.schmidt@alumni.uni-heidelberg.de oder anja.schmidt@uni-hohenheim.de

 

Ausgewählte Publikationen

  • Stein RE, Nauerth BH, Binmöller L, Zühl L, Loreth A, Reinert M, Ibberson D, Schmidt A. (2021). RH17 acts in repression of reproductive fate and autonomous seed coat development in Arabidopsis. Development, 148 (19):dev.198739.
  • Kiefer M, Nauerth BH, Volkert C, Ibberson D, Loreth A, Schmidt A. (2020) Gene function rather than reproductive mode drives the evolution of RNA helicases in sexual and apomictic Boechera. Genome Biol Evol. 12(5):656-673.
  •  Schmidt A. (2020) Controlling apomixis: Shared features and distinct characteristics of gene regulation. Genes 11(3):329.
  •  Zühl L, Volkert C, Ibberson D, Schmidt A. (2019) Differential activity of F-box genes and E3 ligases distinguishes sexual versus apomictic germline specification in Boechera. J. Exp. Bot. 70(20):5643-5657. doi: 10.1093/jxb/erz323.